Montag, 21. Oktober 2013

Die Kleine Ballade Vom Schwarzen Schmetterling

"Nein tu mir nichts, kann nichts dafür, ich bin doch nur ein wildes Tier!"
"Die kleine Ballade vom Schwarzen Schmetterling", wer sich traut, kann sich dieses Lied gern mal anhören. Auf eigene Gefahr. Mich fasziniert dieses Lied, es ist handwerklich, wie lyrisch und akkustisch pure perfektion. Es fasziniert mich so sehr, dass ich diesem einen Lied Tribut zollen wollte. Mir war auch sofort klar wie. Tausend Jahre alte, verfluchte Papierseiten, auf denen der verfluchte Text niedergeschrieben ist, rausgerissen aus dem unheiligen Buch das ihn dereinst barg und als Mahnung und Warnung für alle, mit schmiedeeisernen Nägeln an einen verdammten Baum genagelt.
Der liebreizende Poet, welcher die Ballade schrieb.
Also machte ich mich an die Arbeit. Handgschmiedete Eisennägel waren schnell beschafft, die Seiten konnte ich ebenso leicht anfertigen. Alles was ich anfasse verfällt. Der Baum... der Baum... dazu später mehr.

Als ich die Seiten und die Nägel zusammenhatte, stellte sich mir die Frage, wohin mit dem Tribut? An eine Wand? An welche? Auf ein Podest? Wohin damit?
Ich habe mein ganzes Leben lang, noch niemals einen schwarzen Schmetterling gesehen. Noch nie. Doch als die ersten Materialien zusammen lagen. In meinem Schlafzimmer. Eine Woche lang, ohne dass die Anfertigung voranschritt... da hat sich ein gottverdammter schwarzer Schmetterling eingeschlichen. Das Tier saß an meiner Schlafzimmerwand, zentriert über dem Bett. Da war mir natürlich sofort klar, wo der Tribut am Ende seinen Platz haben wird.
Er saß einfach nur da...
Hat nichts gesagt... mich einfach nur angestarrt.
Also brauchte ich noch den Baum. Den orderte ich von einer alten Irren Holzsammlerin, die meinte mich direkt duzen zu können. Nunja. Es dauerte ungewöhnlich lang, also rief ich DHL an. Offizielle Auskunft:  Das Paket wurde ins Zustellfahrzeug geladen. Das Zustellfahrzeug erleidete einen technischen Defekt, weshalb an dem Tag kein Paket ausgeliefert werden konnte. Nächster Tag. Das Zustellfahrzeug war zu spät dran. Mein Paket war das letzte und konnte nicht mehr zugestellt werden, da die "Lenkzeiten überschritten" waren. Das hab ich jetzt davon, gegenüber dem Friedhof zu Wohnen. Am darauffolgenden Tag weigerte sich jeder meiner Nachbarn so ein obskures Paket anzunehmen, das Gewicht, der Geruch und die... "Verpackung" sprachen wohl gegen die Annahme. Aber gut. Ich holte es von der Post. Nagelte diese verfluchten Gegenstände mit dem 20 Jahre alten Hammer, eines Mannes der an Krebs gestorben ist zusammen und... jetzt hängt das gute Stück an meiner Wand. Über meinem Bett.

Hier nun ein paar weitere Fotoimpressionen und letztenendes die Ballade selbst.

Die Kleine Ballade Vom Schwarzen Schmetterling

Dort irgendwo ganz tief in mir,
Verbirgt sich dieses alte Tier.
Es ist das Tier, das Sehnsucht heißt,
Das sich durch meinen Körper beißt.
Es wütet, kratzt und beißt und kreischt
Und wühlt sich durch mein weiches Fleisch.
Das Vieh, es läßt mir keine Ruh'.
Ich lock' es an und greife zu.
"Jetzt hab' ich dich! Jetzt bist du mein!
Ich schlage dir den Schädel ein!"
"Nein tu mir nichts! Kann nichts dafür,
Ich bin doch nur ein wildes Tier."

Das Tier, es flüstert in mein Ohr :
"Ich schlag' dir einen Handel vor.
Ich stecke leider in dir fest,
Jedoch, wenn du mich leben läßt,
Kein Beißen und kein Wüten mehr.
Dafür fühlst du dich nie mehr leer,
Dafür bist du nie mehr allein,
Ich werde immer in dir sein."
Ich sinne nach und denk' bei mir:
"Vielleicht find' ich nie mehr ein Tier."
Ich schlage ein, erhör' sein Flehen.
So soll es sein, so soll's geschehen.

Es legt sich hin, macht sich ganz klein,
Rollt sich zu einer Kugel ein.
So schläft das Tier dann Jahr um Jahr
Und oft vergess' ich's ganz und gar.
Im siebten Jahr an einem Tag
Da ist es fort! Doch wo es lag,
Liegt ein Gespinnst ganz weiß und fein.
Wo mag das Tier geblieben sein?
Doch höre ich nicht, wenn ich lausch',
Ein Pochen aus dem Wattebausch?
Ich denk nicht weiter drüber nach,
Nur ab und zu lieg' ich nachts wach.
Und es wird stärker jeden Tag.
Schon klingt es wie ein Paukenschlag.
Mein Kopf platzt gleich, er birst vor Schmerz
Schweig still verfluchtes Donnerherz!

Doch Wehe! der Kokon ist leer,
Das alte Vieh, es ist nicht mehr.
Stattdessen steht, ich weiß nicht, was.
Eine Gestalt, so leichenblaß,
Mit schwarzen Schwingen riesengroß.
Ich frage mich: "Was ist das bloß?
Was ist das für ein böses Ding?
Bei meiner Seel'! Ein Schmetterling!"

Die Augen seh'n mich voller Wut,
Und Durst, ich weiß er will mein Blut.
Er öffnet seinen Mund zum Kuß,
Ich weiß, daß ich jetzt sterben muß.
Er lächelt sanft und beugt sich vor
Und flüstert leise in mein Ohr:
"Nicht meine Schuld! Kann nichts dafür,
Ich bin doch nur ein wildes Tier."

Hast Du mich vermisst?
Hast Du mich vermisst?

Hast Du mich vermisst?
Hast Du mich vermisst?

Hast Du mich vermisst?
Hast Du mich vermisst?

Hast Du mich vermisst?
Hast Du mich vermisst?
 
 
 

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